Lino Canete von der Organisation PREDA spricht über Gefängniskinder auf den Philippinen.

 

 

Mit einem Ausschnitt aus einer, von CNN gesendeten Dokumentation  über Kinder in philippinischen Gefängnissen begann der Vortrag zu dem Pfarrei und Arbeitskreis-MEF ins Pfarrheim eingeladen hatten. Der Filmausschnitt dauerte nur fünf Minuten, aber diese Bilder haben alle Anwesenden zutiefst erschreckt.

"Eingepfercht" - ein Wort, das in Deutschland allenfalls für Schweine oder Hühner Verwendung findet, ist für Kinder in Manila, der Hauptstadt der Philippinen grausame Wirklichkeit. Zu Dutzenden hocken Kinder in engen Gefängniszellen, ohne die Gliedmaßen richtig ausstrecken zu können, Schlafen ist wegen Platzmangel nur abwechselnd möglich. Nach Angaben von Amnesty International und PREDA werden etwa 20.000 Minderjährige unter menschenverachtenden Bedingungen in den Gefängnissen festgehalten. Ihre "Verbrechen" reichen von "Unterschlagung einer Packung Kaugummi" bis zum "Diebstahl von einem Stück Draht" der auf einem Bürgersteig herumlag, oder sie sind einfach nur den Geschäftsleuten vor Ort lästig.  Viele dieser Kinder haben keine Familie die sie vermisst - keinen, der sich um sie kümmert. Um zu überleben stehlen sie Lebensmittel oder sie schnüffeln Klebstoff, um damit ihren Hunger und ihre Angst zu betäuben.

 

 

 

2006 wurde auf den Philippinen ein neues Gesetz verabschiedet. Es besagt, dass Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren nicht mit Gefängnisstrafen belegt werden dürfen. Bis dahin wurden Kinder bereits ab 9 Jahren inhaftiert und in der Haft mit erwachsenen Straftätern zusammengelegt. Dadurch waren sie Misshandlungen und sexuellem Missbrauch hilflos ausgeliefert. Das Bild der kleinen Rosy erschütterte die Anwesenden zutiefst. Ein kleines 6-jähriges Mädchen mit einer Getränkedose in der Hand, klammert sich an die Gitterstäbe. Rosy ist ein Waisenkind, aufgewachsen bei der Großmutter, musste das Mädchen "Sampaguitas" (Blumenketten) verkaufen und wurde wegen "Herumlungern" eingesperrt. Genauso schlimm traf es die beiden Brüder Jhun und Boget, 11 und 12 Jahre alt. Sie waren wegen Misshandlungen von zu Hause weggelaufen und versuchten mit dem Verkauf von Bonbons und Zigaretten zu überleben. Beim Schnüffeln von Klebstoff erwischt, landeten die beiden im Gefängnis.

 

 

Die Verabschiedung des Gesetzes sollte zwar diesen Kinder helfen und sie aus der Haft befreien, aber Minderjährige dürfen nur aus dem Gefängnis entlassen werden, wenn sie entweder in ihre Familie reintegriert, in staatlichen Rehabilitationszentren oder in Heimen aufgenommen werden. Die staatlichen Rehabilitationszentren sind aber nichts anderes als gefängnisartige, vergitterte "Verwahranstalten" in den es den Kindern und Jugendlichen kaum besser geht als in den Gefängnissen. Lino Canete hatte ein Bild dabei das eine umgebaute Toilette zeigt, darin müssen zehn und mehr Kinder wie in einem Käfig hausen.

Die katholische Organisation PREDA, die sich für diese Kinder einsetzt, wurde 1974 von dem irischen Priester Shay Cullen und dem philippinischen Ehepaar Alex und Merly Hermoso gegründet. Mit 86 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - einer davon ist Lino Canete - werden 12 Projekte in den Bereichen Kinderrecht, Frauenrecht, Rechte der indigenen Bevölkerung und Armutsbekämpfung - zum Beispiel durch fairen Handel - betreut.

 

 

PREDA sorgt bei ehemaligen Gefängniskindern dafür, dass diese entweder wieder im Familienverbund eingegliedert werden oder in Heimen die Möglichkeit zum Schulbesuch und einer Berufsausbildung erhalten. Wenn im Idealfall die Integration in den Familienverbund möglich ist, begleiten PREDA Sozialarbeiterinnen die individuell erarbeiteten Lösungen. Wenn sich die wirtschaftliche Versorgung der Familie verbessert, wird ein erneutes Abdriften der Kinder in die Kriminalität verhindert. Mit der Verpflichtung an Seminaren zur Haushaltsführung teilzunehmen, ist  beispielsweise finanzielle Hilfe in Form von Kleinkrediten verbunden. Solche Krediten ermöglichen die Errichtung von kleinen Verkaufsständen, sogenannte "Sari-Sari-Stores". Um die Landflucht zu verhindern, werden Kleinbauern in Kursen mit organischen Mangoanbaumethoden vertraut gemacht. Bei fairer Bezahlung kann von den Früchten eines einzigen Mangobaums eine Familie zwei Kinder ein Jahr zur Schule schicken. Die Fairhandelsorganisation dwp eG vertreibt Mangoprodukte wie Saft, Mangochips oder Mango-Monkeys (eine Art Gummibonbon) in den Eine Welt Läden. 1,8 Millionen Kilogramm frische Mangofrüchte konnten 2009 verarbeitet werden. Hier zeigt sich, das viele kleine Schritte durch den Kauf von Saft oder Gummibonbons letztlich zu großer Hilfe werden können.

Der gebürtige Philippino Lino Canete ist seit 2002 im Projekt Gefängniskinder tätig und das mit ganzen Kraft und Leidenschaft, wie unschwer aus seinem Vortrag zu entnehmen war. Er verstand es die Anwesenden für das Schicksal von "Rosy" und den anderen bedauernswerten Opfern zu sensibilisieren, Gerhard Valentin brachte es auf den Nenner "Aktionen bekommen ein Gesicht". Stadtpfarrer Siegfried Heilmer blieb es überlassen sich im Namen aller Anwesenden für den interessanten aber auch sehr aufrüttelnden Vortrag zu bedanken und Lino Canete ein Kuvert zur Unterstützung seiner Arbeit für PREDA zu überreichen.

 

Spenden für dieses Projekt sind unter: Kath. Pfarramt Vilsbiburg – AK MEF - Kto.-Nr. 3040089, BLZ 74350000, Sparkasse Vilsbiburg, Kennwort: Gefängniskinder, möglich.